Champasak
Bevor wir unsere Busreise ueber die Grenze von Laos nach Vietnam machen wollten, legten wir am 16. Maerz einen Zwischenstopp in Champasak ein. Eine kleine franzoesische Familie auf Don Det hatte uns von diesem Staedtchen gut zwei Stunden noerdlich und seiner wunderschoenen Tempelanlage vorgeschwaermt. "Nach Ankor, das Beeindruckendeste in ganz Suedostasien", hiess es. Da Champasak an der anderen Uferseite des Mekong gelegen ist, sollten wir mit einer kleinen Faehre uebersetzen. Nach 20 Minuten Schacherei und einem nur noch doppelt-wie-ueblich hohem Preis konnten wir es uns auf den mit Brettern ueberspannten einfachen Holzbooten gemuetlich machen. Wieder mal marschierten wir mit den Rucksaecken in der Mittagssonne im Zinit auf der Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Mehr als hundert uniformierter Schueler ueberholten uns auf einfachen Fahrraedern. Meist sassen sie mindestens zu zweit auf ihren Drahteseln, wobei der hintere oft einen Schirm als Sonnenschutz fuer sich und Fahrer hielt.
Muede von der Hitze nahmen wir das erstbeste Quartier dankend an und planten eilig den Rest des Tages. Am folgenden Tag wollten wir die Reise bereits nach Vietnam fortsetzen und das Risiko, wiedermal auf dem Bett zu versacken, schwebte wie eine Dunstwolke ueber unsere strapazierten Boots. Also Zack, Flip Flops herausgeholt und mit ihnen die Leichtigkeit des Urlaubs angeschnallt. Motiviert von den Fahrradfahrenden Schuelern und in Anbetracht der 8-Km-Naehe jener Tempelanlage, von der wir uns so viel versprachen, entschieden wir uns fuer einen Easy-Going-Fahrradausflug. Es gab zwei Preise. Den einfachen und den doppelten. Letzteren fuer deutlich neuere Raeder. Einen Luxus, auf den wir zwinkernd verzichten wollten.
Viereinhalb Stunden spaeter standen wir da, schmorten in unserem eigenen Saft. Easy Going. Ha! Schweiss und Traenen der Verzweiflung vermischten sich auf ihrem gemeinsamen Weg koerperabwaerts. Wir keiften uns bei jedem Schlagloch gegenseitig an und die Strecke nahm einfach kein Ende. Mehrmals tauschten wir unser Gefaehrt, ueberzeugt, der jeweils andere haette das bessere Fahrrad erwischt. Irgendwann verlor auch dies seinen Reiz.
Wiedermal puenktlich kurz vor Ladenschluss erreichten wir als hoechstens zwei Haufchen Elend den Einlass, wo man uns irgendwie skeptisch beaeugte. Und dann der Schock: Die Tempelanlage war ein im Grunde umgebauter Berg.. Auf gut 100 Meter Hoehenunterschied wanden sich mehrere Ebenen heiliger Staetten steil bergauf gen Gipfel. Ernsthaft dachten wir an Umkehr. Wir kehrten nicht um.
Die Empfehlungen von der zweitschoensten Staette Suedostasiens klangen uns noch in den Ohren, und ein oesterreichischer Trekker, gerade fertig mit seinem Abstieg, bestaetigte uns, dass man die wahre Schoenheit nur von oben begreifen koenne. Na dann.
Reike hatte die doppelte Arbeit auf dem Weg nach oben, weil die meckernde Anne sich standhaft an seiner Bauchtasche festhielt und hochzog. Oben angelangt herschte zwischen uns beiden ein Moment von Sprachlosigkeit. Wir konnten es einfach nicht fassen, dafuer all die Strapazen auf uns genommen zu haben. Mehr als die paar wild zusammengewuerfelten Steinchen von unten waren auch (von) hier oben nicht zu erblicken und so brachen wir in schallerndes Gelaechter aus. Wir amuesierten uns koestlich ueber unsere eigene Launen, versuchten uns in Zynismus ueber die Situation gegenseitig zu uebertreffen und konnten sogar ueber zwei Maedchen schmunzeln, die wir von der Faehre her widererkannten und die nun bequem vom Taxi aufgelesen wurden. "Was, seid ihr echt mit dem Fahrrad hier? In der Hitze?" Wir nahmens mit Humor.
Der Fairness halber muss man auch die nette Aussicht ueber leeres Land und allen voran die malerische Allee-artige Anordnung uralter Baeume erwaehnen, und wie sie sich tief in und unter die riesigen Felsbloecke der Tempelanlage und Treppen den ganzen Weg bis hinauf bizarr an die steile Bergwand klammerten. Unsere beiden Fahrraeder mussten wir schliesslich ueber die hohen Aussenzaeune des Gelaendes hiefen. Die Spaetschicht hatte uns vergessen und eingeschlossen.
Die untergegangene Sonne machte uns den Rueckweg um ein vielfaches ertraeglicher. Diesmal gab Anne das Tempo an, und Reike hatte Muehe mitzuhalten. Seine letzten Reserven fuer den Tag hatte er wohl auf dem Berg gelassen. Fette Brummer knallten uns im zwei-Sekunden-Takt gegen die blanke Stirn und so erreichten wir vierzig Minuten spaeter mit reichlich Proteinen versorgt unser Nachlager. Alles in allem ein sehr anstrengender aber ebenso unterhaltsamer Ausflug.
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