Tagebuch

22 März 2007

Hue - Zentralvietnam


Der TukTuk-Mafia zum Trotz
Wir hatten von anderen Backpackern unterwegs gehoert, dass die Vietnamesen ein etwas anstrengendes Voelckchen seien und so verwunderte es uns nicht allzu sehr, dass wir vom Bus mitten auf einer Schnellstrasse, ungefaehr 13 km entfernt von Hue rausgeschmissen wurden. Sofort belagerten uns ein Dutzend TukTuk-Fahrer, aber diesmal mit Motoraedern. Uns blieb es bis zum Schluss ein Raetsel, wie sie sich gedacht hatten uns und unsere Rucksaecke auf ihren klapprigen Zweiraedern zu transportieren. Jedenfalls schlossen wir beide Wetten ab, wie lange es dauern wuerde, unsere ungebetenen Gaeste abzuwimmeln. Wir liefen die dicht befahrene Strasse Richtung Hue entlang und die beiden TukTuk-Fahrer klebten stolze 28 Minuten an unseren Fersen. Reike hatte mit seinen 25 Minuten besser getippt als Anne und sich somit eine Rueckenmassage verdient. (Reike im Hinterrund: "He, hab ich die nicht noch offen?!")

Hue - Lecker Becker und andere Eindruecke
Die Mittagssonne brannte auf der Haut und wir beschlossen ein Taxi in die Stadt zu nehmen. Gleich bei unserer Ankunft auf einer kleinen romantischen Bruecke an alten Stadtmauern gelegen, wussten wir, dass wir diesen Ort sehr moegen wuerden. Spaetestens als wir auf der Suche nach einem Hotel am leckersten Baecker der Welt vorbeischlenderten waren wir in Hue verliebt. Gleich gegenueber eines riesigen Plakates zu Ehren des vietnamesischen Kommunismus, gab es hier die verschiedensten Teigwaren mit mehr und weniger bekannter Fuellung: Gelee, Hackfleisch, Kaese, Schokolade und Bohnen sind nur eine kleine Auswahl dessen. Eine solch stolze Auswahl hatte nicht einmal der heimatliche Kapitalismus produzieren koennen. Das Beste war, dass jede Leckerei nur 2000 Dong kostete, was in etwa 10 Eurocent sind. Wir haben uns gleich 2 Tueten einpacken lassen und es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir uns unter dem Vorwand nochmal in das Viertel zu muessen, um verschiedenste Dinge zu besorgen, an diesem Baecker vorbeischlichen. Einer dieser "Vorwaende" brachte uns auf einen Frischmarkt, auf dem wir Obst, Fisch und Fleisch in Formen und Farben bestaunen konnten, die uns wie aus einem Buch fuer exotisches Kochen vorkamen. Die kleinen Tropfen des stetigen Nieselns liessen alles sogar noch um Klassen frischer aussehen.

Hue ist eine aufgeraeumte Stadt an der Kueste Zentralvietnams, an der Einwohnerzahl vergleichbar mit Rostock. Unser Stadtbild wurde durch den Fluss, der die Stadt teilte, zwei ihn ueberspannende Bruecken, die akribisch gepflegten Parkanlagen entlang des Flusses und vielerlei Strassenhandwerk und -kuechen gepraegt. Vietnam wirkte so praechtig und so wenig staubig im Vergleich zu Laos. Am Abend unter unserem Himmelbett-Moskitonetz und dem Ventilator auf der hoechsten Stufe planten wir voller Vorfreude unseren Ausflug zur Citadel, der verbotenen Stadt. Als wir am Morgen die Augen aufschlugen, regnete es in Stroemen. Wir konnten es nicht glauben. Nach Wochen in voelliger Duerre, ganz unerwartet endlich Abkuehlung. Wir freuten uns riesig und Anne bemerkte recht schnell, dass sie in ihrem Vorhaben, den Rucksack so leicht wie moeglich zu packen, nicht an Regensachen gedacht hatte. So schluepfte sie in Reikes viel zu grosse Jeans und der Tag konnte beginnen. Zuerst einmal wurden unsere Boots ausgiebig auf Wasserfestigkeit getestet. Und so sprangen wir von Pfuetze zu Pfuetze und freuten uns ueber den guten Kauf.

Die Verbotene Stadt
Die Citadel lag am anderen Ende der Stadt. Also mussten zwei von den Regencapes her, die von allen Einheimischen auf Ihren Fahrraedern, Motoraedern und zu Fuss getragen wurden. Wir entschieden uns im Hinblick auf die wahrscheinlich folgenden heissen Tage fuer die billige Variante und kauften zwei Regencapes, die eher wie umfunktionierte Muelltueten wirkten. Die Aermel gingen uns bis in die Armbeugen und das war nicht das erste Mal, dass uns klar wurde, dass wir Europaeer einfach zu gross und klobig fuer die asiatische Welt sind. Auch Flip Flops fuer Reike in Schuhgroesse 46 zu finden stellte sich spaeter als echtes Abenteuer heraus. Die Verkauferinnen auf dem Wochenmarkt konnten ihr Erstaunen nicht verbergen und brachen nicht selten in schallendes Gelaechter aus, wenn sie auf Reikes Fuesse schauten. Er wurde somit zur Attraktion des Tages und die Nachfrage nach Schuhen in Groesse 46 verbreitete sich wie ein Lauffeuer auf dem Markt und alle liefen herbei, um den Europaer mit den riesigen Fuessen zu sehen. Natuerlich wollten ihn auch alle in Schuhgroesse 43 pressen, die oftmals das Maximum der im Lager verfuegbaren Schuhe war und obwohl die Haxe und Ferse rausquillten, passten die Schuhe ihrer Ansicht nach perfekt.

Der Ausflug zur Citadel beeindruckte uns gleich am Eingang mit einen prall gefuellten Teich voller orange leuchtender Kois. So fette Fische hatten wir schon lang nicht mehr gesehen. Sie waren von den Touristen und dem Futter, das es zu kaufen gab, ordentlich gemestet. Wir warfen kleine Steinchen und freuten uns ueber das wilde Getuemmel unter der Wasseroberflaeche. Die Anlage war herrlich und die verzweigten Tempelanlagen erstreckten sich ueber ein weites Areal voller saftiger Rasenflaechen, Palmen und uralter Baeume.

Zug verpasst - ab ins Luxushotel
Wir entschieden uns, von Hue aus den Nachtzug in das suedlicher gelegene Nha Trang zu nehmen. Das erste Mal hatte uns das Glueck verlassen und der Zug war bereits ausgebucht, als wir bepackt am Ticketschalter standen. Da es immer noch regnete, wollten wir nicht zu Fuss nach einer geigneten Nachtstaette suchen und liessen uns mit der Rikscha fahren. Der arme Mann hatte ganz schoen zu strampeln: Anne ganz hinten im Sitz (und fast auf der Gabel des Fahrers), vor Ihr sass Reike und davor die beiden Rucksaecke. Die Fahrt, so zusammengekuschelt, war super und der Fahrer liess uns nicht aussteigen bis wir ungefaehr fuenf Zentimeter vor der Rezeption in unserem Wunschhotel ankamen. Was fuer ein Service. Fuer rund einen Euro.

Das Hotel hatte verschiedene Preisklassen. Wir sahen ein Zimmer fuer sieben Euro und eins fuer 12 Euro. Da wir ja noch enttaeuscht waren von der verpassten Zugfahrt dachten wir, sich das Luxuszimmer zu goennen waere die angemessene Entschaedigung. Und das war sie auch. Wir hatten Klimaanlage, Fernseher, edel gedrechselten Hartholzmoebeln und PC mit Internet im Zimmer. Zwei riesige Fenster zu beiden Seiten mit Blick ueber die Stadt und einen Eckbalkon mit eigenem Baeumchen. Wir genossen diesen Luxusausflug in vollen Zuegen und kroenten den Aufenthalt mit einem Fruehstueck ans Bett, bevor wir am 22. Maerz aufbrachen um noch mehr von Vietnam, diesem schoenen Land zu erfahren.

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