Tagebuch

01 April 2007

Und zurueck nach Bangkok (2. mal)


Letzter Morgen in Kambodscha

Von Siem Reap aus buchten wir unsere Weiterreise mit dem Bus bis zurueck nach Bangkok. Ein sehr ehrlicher Mitarbeiter des klitzekleinen Reisebueros gleich neben dem Markt erzaehlte uns, dass die Klimaanlage im Bus leider ausgefallen sei. Sie wuerden alles daran setzen, um sie bis zur morgigen Abreise wieder fit zu bekommen. Wir (wir alle drei) hatten schon die boese Vorahnung, dass dies wohl nicht klappen wuerde.

Unser Wecker klingelte puenktlich um 6:30 Uhr. Und 6:45 Uhr klopfte unser Buszubringer-Fahrer an die Bambustuer im Hotel, dass es die Termiten raustrieb, wo wir denn bleiben. Wie unverschaemt die Leute hier sind dachten wir uns. Um sieben war abgemacht. Und nun kommt er schon 'ne halbe Stunde frueher. In aller Eile schnappten wir unsere Sachen und stopften alles in den Rucksack. Natuerlich entschuldigten wir uns bei den anderen Fahrgaesten fuers Warten. Aber wir konnten ja nunmal nichts dafuer. Wir sollten doch erst um sieben abgeholt werden. "Aber es ist schon zehn vor acht", erwiderte einer der Backpacker. Schmunzeln in den Gesichtern der anderen. Oh man! - unsere Uhr ging noch immer nach vietnamesischer Zeit, genau eine Stunde hinterher. Oje, hoffentlich wuerden wir den Bus ueberhaupt noch erwischen.

Aber zum Glueck laufen die Uhren auch in Kambodscha etwas langsamer und der Bus war noch dabei, das Gepaeck aller Reisenden auf den hinteren Busplaetzen zu verstauen. Alle man draengelten sich in den heissen Bus. Nur wir warteten hoeflich, geleitet vom schlechten Gewissen unserer morgentlichen Verspaetungspanne, und stiegen zu letzt ein. Kein Platz war mehr frei. Schande! Nur ein kleiner Spalt lichtete sich auf der der schmalen Rueckbank, die bis zur Decke mit Rucksaecken und Koffern beladen war. Schoener Mist, dachten wir, und wuehlten uns anderthalb Plaetze frei.


Die Abfahrt

Ein Wunder, die Klimaanlage ging. Wer haette das gedacht. Wir nicht. Hurra!! alles halb so schlimm, denn der Tag versprach sehr, sehr heiss zu werden. Wir holperten los, denn die Strassen in Kambodscha sind eine Menge, aber nicht gut ausgebaut. Riesige Schlagloecher pflasterten die Reste der asphaltierten Strassenabschnitte. Dazwischen ewige staubige Kilometer, die an Feldwege zwischen Mutzwitzen und Hinteroberammerdorf erinnerten. Die Klimaanlage lief ganze zehn Minuten.
Zum Glueck wurden wir ja - im Gegensatz zu den woanders buchenden Fahrgaesten - schon vorbereitet und hatten von vorn herein keine grossen Erwartungen. Anfaenglich hielten wir die Busfenster noch geschlossen. Bloss den ganzen aufgewirbelten Staub nicht reinlassen! Aber die Hitze wurde unertraeglich. Wir waegten Uebel gegen Uebel ab. Und so war der Staub nur das Kleinere.


Gut praepariert setzten wir unsere Staubmasken (ein Mitbringsel aus Thailand und Vietnam) auf, waehrend alle anderen versuchten, mit Aermeln und Taschentuechern vor dem Mund die Atemluft wenigstens grob zu filtern. Der Busfahrer machte sich keine grosse Muehe, den Schlagloechern auszuweichen. Haette vielleicht auch keinen grossen Zweck gehabt. Und so ging ein Hieb nach dem anderen auf der Rueckbank direkt durch Mark und Bein. Und durch unsere Maegen. Wir befuerchteten teilweise schon den drohenden Achsbruch und der Motor direkt unter unseren Hintern wurde immer heisser. (D-Flame: Heissa!) Durchgeschuettelt und weichgekocht wurde uns immer uebler und sternenklar, dass wir die mit Abstand schlechtesten Plaetze im Bus erwischt hatten. Sauber!


Grenzuebergang Poipet

Jede Pause war ein Segen und endlich erreichten wir die Grenze nach Thailand. In Kambodscha werden reichlich Fluege von Siem Reap nach Bangkok angeboten. Die Airlines haben grosses Interesse, ihre Fluege ausgebucht zu sehen und kurropieren die Erneuerung der einzigen Verbindungsstrasse zur thailaendischen Grenzstadt Poipet. Das ist der Grund, warum diese in einem so schlechten Zustand ist. Die wenigen hartgesottenen Busunternehmer sind aber auch nicht bloede genug, ihre guten Busse dort hindurch zuschicken. Und so bucht man dann freiwillig das viel teurere Flugticket bucht.

Wir verliessen den Bus und ueberquerten zu Fuss das Niemandsland bis zur thailaendischen Grenzkontrolle. Klimaanlage, Gepaeckkontrolle, freundliche Beamte und keine Einreisegebuehr. Was fuer eine freundliche Begruessung! Der Raum war wieder so schoen angenehm kuehl, dass wir uns mit dem Ausfuellen unserer Einreisepapiere viel Zeit liessen, bevor wir zum Anschlussbus nach Bangkok gefuehrt wurden. Wow, zweistoeckig, (funktionierende) Klimaanlage, gepolsterte Sitze - ein Unterschied wie Tag und Nacht zum ersten Teil unserer Reise. An dieser Grenze stiessen zwei Welten auf einander. Kambodscha und Thailand. So enge Nachbarn und doch so verschieden.Nach 10 Minuten voelliger Entspannung im Upper-Class Reisebus hielten wir und wurden vom Reisebegleiter uebers Mikro begruesst. Er entschuldigte sich fuer die kurze Pause und erklaerte: "Liebe Fahrgaeste. Ich hoffe, Sie nehmen uns diese Pause nicht uebel. Der Busfahrer ist seit 24 Stunden am Lenkrad und braucht eine kurze Dusche und etwas zu essen. In 15 Minuten geht es weiter. Danke." OH GOTT - alle haben das gleiche gedacht. "Lasst den Mann doch erstmal schlafen! Wir warten gerne, wenn wir dafuer heile ankommen."

Nach 15 Minuten ging es tatsaechlich weiter und es waren noch gute fuenf Stunden nach Bangkok. Die Angst, der Busfahrer koennte am Steuer einschlafen, legte sich mit der Erkenntnis, dass man eh nichts daran aendern koennte. Wir genossen die Landschaft, die an unseren Fenstern vorbeizog und so kraeftig und saftig gruen wirkte im Vergleich zu den staubigen Strassen Kambodschas. Bangkok erreichten wir im Dunkeln. Und die Lichter der Stadt lagen zu unseren Fuessen (bzw. Raedern), als wir die Stadtautobahn entlang fuhren, die hoch ueber den Daechern der Stadt errichtet ist. Ein unglaublich schoener Anblick, der in uns das vertraute Gefuehl erzeugte, wieder zurueck zu sein. Auf der Kaoh San. Mit all dem bunten Treiben. Und die Vorfreude auf all die Koestlichkeiten an den Strassenstaenden liess uns jegliche Strapazen der Anreise vergessen.



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Angkor Wat - Overtaken by the Jungle


Sieben Uhr, wie verabredet und mit schlafverquollenen Augen, trafen wir unseren Fahrer mit seinem TukTuk am Eingang des Hotelgelaendes. Er wartete noch geduldig ab, bis wir unser Fruehstuecksomelett und die Pfannkuchen mit Honig und Limette verputzt hatten. Das grosse Preisverhandeln fuer ihn als Ganztagschauffeur durch die Tempelanlagen von Ankor nahe der Stadt Siem Riep konnte beginnen. Wir einigten uns auf 14 US$ fuer unsere Tour, die etwas groesser als die Standardtour war, und los gings.

Aus Buechern und dem Internet wussten wir bereits, dass sich Angkor einst auf einer Flaeche von der heutigen Groesse New Yorks erstreckte und um 1000 a.d. mit gut einer Million Einwohner die groesste Stadt der Welt war. Natuerlich waren die uralten Tempelanlagen laengst nicht mehr bewohnt und nur wenige Gebaeude der einstigen Hauptstadt des Khmer-Koenigreichs ueberstanden den Kampf gegen die Zeit und die maechtige Umgebung des kambodianischen Dschungels, der sich sein Land erbarmungslos zurueckeroberte (Um eine Vorstellung von der Groesse zu geben: die wenigen noch erhaltenen Tempel beziffern sich auf mehr als 1000). Die wichtigsten und gewaltigsten Gebaeude jedoch stehen noch. Mehr oder weniger. Franzoesische Archaeologen entdeckten Angkor im 19. Jhrh. wieder, nachhdem es fuer Jahrhunderte aus den Erinnerungen der Europaeer verschwunden war. Die vergessene Stadt wird sie darum seither betitelt, auch wenn die Einheimischen sich gegen diese eurozentrische Sicht wehren, zumal diese immer um die Existenz der Tempel wussten und sich Mythen und Legenden ueber die Tempelstadt tief in die Kultur der Khmer verwurzeln.

Wie auch immer, die Franzosen machten sich daran, alle erhaltenen Teile des Komplexes von den sie umwuchernden Urwaldriesen zu befreien. Diese Rettungsaktion - lediglich vom Vietnamkrieg unterbrochen - dauert bis heute an. Wir waren gespannt wie Flitzebogen, was uns erwarten wuerde.


Tempelstadt Angkor

Als allererstes erreichten wir den gigantischen Haupttempel Angkor Wat (der groesste Tempelkomplex der Welt). 20 US$ Eintritt mussten wir pro Person berappen. Hier in Suedostasien eine riesige Summe. Die Sonne stand noch nicht einmal im Zenit und die gluehende Hitze war bereits kaum ertraeglich. Anne hatte den Schreck ihres letzten Sonnenbrandes aus Vietnam noch gut im Gedaechtnis und versuchte sich von Schattenplaetzchen zu Schattenplaetzchen zu retten. Der etwa 800m lange brueckenartige Eingang kannte keine Gnade. Schatten gab es kaum und die Massen an Touristen erreichte prustend und gut durchgegart das erloesende kuehle Innere des maechtigen Tempelgebauedes. Artischockenartig tuermten sich die uralten Steinbrocken zu gewaltigen Boegen, Gaengen und Saeulenformationen auf. Das Herz der Anlage erhob sich ueber das Ringsherum der kleineren Tempel. Annes gefuehlter Temperaturwert hatte bereits die 40-Grad-Marke passiert. Sie beschloss, im Untertempel zu warten, waehrend Reike die steile fast zur Rutschbahn verwitterte Steintreppe in der brennenden Sonne bis hoch hinauf erklomm. Sie war es bereits gewohnt, hin und wieder lange auf Reike warten zu muessen, z.B. wenn es interessante Kriechtiere oder Flora und Faune aller Art am Wegesrand zu beobachten gab. Doch diesmal war Reike nach 40 Minuten immer noch nicht zurueck und so kletterte sie hinterher. Oben angekommen war klar, wieso man hier die Zeit vergisst.

Angkor Wat und ganz Angkor lag uns zu Fuessen. Was fuer eine geile Aussicht! 360 Grad und soweit das Auge reichte sporadische Flecken loser Baumgruppen, die Reike an Bilddokumentationen der afrikanischen Savanne erinnerten. Dazwischen immer wieder steingrau Tuermchen und sandige Flaechen. Erst hier konnte man begreifen, wie gigantisch Angkor einst aufgebaut war. Zu ihren besten Zeiten waren die Freiflaechen zwischen den Tempeln der Stadt mit hoelzernen Wohnhaeusern gefuellt. Holz fuer die Menschen, Stein fuer die Goetter.

Mehrere Male umrundeten Anne und Reike die Spitze des Haupttempels, deren verwinkeltes Auf und Ab jeder Kletterburg Konkurrenz gemacht haette. Im Innern der obersten Etagen waren zwei gigantische steinerne Schwimmbecken angelegt, jedes rund 4 Meter tief und mit einem raffinierten Abflusssystem ausgestattet, um die vielen hundert Kubikmeter Wasser ablassen zu koennen. Ein Becken war fuer Maenner vorgesehen, eines fuer Frauen (theoretisch fuer Goetter, praktisch fuer PriesterInnen). In der Mitte waren die Becken durch einen gewaltigen Steingang auf einer noch gewaltigeren Mauer von einander getrennt. Saemtliche Steinwaende und Saeulen waren mit filigran eingemeisselten Figuren sowohl hinduistischen als auch buddhistischen Ursprungs verziert. Tausende Quadratmeter mit abertausenden Figuren, Szenen und Geschichten - Wer hatte soviel Zeit?

Wir haetten noch viel laenger in diesem gewaltigen Wat (in den suedostasiatischen Sprachen bedeutet Wat=Tempel) bleiben koennen. Es gab noch soviel zu entdecken. Aber wir hatten noch viel vor, und wenn die Besichtigung der anderen Tempel auch nur annaehernd aehnlich anstrengend wuerde, dann sollten wir wohl besser die Fuesse in die Hand nehmen.




Es ging zurueck in die senkende Hitze. Obwohl noch vormittags, warfen selbst meterhohe Laternen schon jetzt nur noch wenige Zentimeter lange Schatten auf den heissen Steinboden. Am Fuss des Tempels kam uns ein kambodianisches Brautpaar entgegen, welches samt Gefolgschaft in aufwaendig gewebten, farbenpraechtigen Gewaendern nach traditioneller Art der Khmer gekleidet war. Ein unerwarteter Farbtupfer im steinernen Grau in Grau der Tempel, welches ansonsten nur selten vom weichen Safran buddhistischer Moenchsgewaender durchbrochen war.

Auf den Freiflaechen vor dem Tempel wartete wie verabredet unser Fahrer auf uns. Gegen die drohende Dehydration wollten wir mit einer grossen Pulle Wasser angehen und schwaermten nochmals einzelnd aus zu den zahlreichen Touristaenden. 4US$ die Flasche - gleichlautete ueberall das hartnaeckige Angebot. Nach ca. 5 Minuten trafen sich Anne und Reike am TukTuk wieder. Jeder mit einer Flasche. Reike hatte mit 70 Cent mit nur knapp Vorsprung gegen Anne gewonnen, die ihre Flasche Wasser ebenfalls auf 80 Cent herunter handeln konnte. Wir guckten uns schmunzelnd an, jeder mit einer Spur Stolz und Respekt fuer die Feilschfaehigkeiten des jeweils anderen.


Es ging im TukTuk weiter in Richtung der Elephantenterassen. Unterwegs trafen wir ein Paerchen wieder, dem wir bereits in Pnom Penh begegneten. Ein paar Saetze Small-Talk, in denen wir schnell darin uebereinstimmten, wie abgehoben die Preise in Kambodscha sind. "Wieviel habt ihr denn eigentlich bezahlt fuer Euren Tempelausflug?", fragten wir die zwei. "Ziemlich teuer..", kam die Antwort der beiden im Chor, ".. 300 US$ fuer drei Tage.". Da blieb selbst uns die Spucke weg. Sie, die sich nun im Zwang fuehlte zu erklaeren, verteidigte die 300 $ mit "Naja, dafuer geht das auch von morgens bis abends. Und unser Fahrer kuemmert sich um alles, er bezahlt sogar das Mittag fuer uns." Mittag, das maximal 1,50 $ pP kostete. Wir fuehlten uns bereits wegen den 14$, die wir unserem Fahrer zahlten, schlecht. Ein bisschen teuer, dachten wir. Aber hier begegnete uns gerade ein Musterbeispiel der Sorte Touri, wegen denen die Preise hier so versaut sind. Dieses Paar zahlte 300 US$ fuer 3 Tage an ihren Fahrer. Bei vielleicht 8 $ Kosten pro Tag fuer den Fahrer (inklusive Sprit und Essen) und einem durchschnittlichen Lohn in Kambodscha von 10 US$ die Woche mussten die TukTukfahrer zu den reichsten Maennern des Landes gehoeren. Und es fanden sich offenbar immem wieder Touristen, die bereitwillig die unglaublichsten Preise zahlten. Es gab Leute, die eine 80-Cent-Mahlzeit Essen mit 2 US$ Trinkgeld tippten. Uns wurde klar, warum einige der Einheimischen bald alle Weissen als Geldautomaten betrachteten. Ein Umstand, der uns Kambodscha schon frueh als wenig gastfreundlich und natuerlich schoen, sondern eher als sehr verwoehnt sehen liess.

Angkor mit seinen ausgedehnten Tempelanlagen umschlungen von Urwald jedoch, beeindruckte uns gigantisch und entfachte unser Staunen Minute fuer Minute aufs Neue. Zu recht - so dachten wir - stand Angkor Wat kuerzlich zur Wahl als Nominee der Neuen 7 Weltwunder (Ergebnisse). Das harte Licht der im Zenit stehenden Sonne liess die massiven, uralten Steinformationen fast irreal erscheinen. Die Tempelstadt Angkor Wat, von der einst das historisch groesste Koenigreich dieses Teils der Erde, der Khmer, ausging, hatte vielleicht etwas von ihrem Glanz verloren. Nichts aber von ihrem monumentalen Anschein. Dafuer sorgten u.a. 15m hohe Buddhakoepfe aus massivem Felsstein, dutzende Kilometer saeulengesaeumte Gaenge, fantastische Statuen hinduistischer Gottheiten oder allein die flaechenmaessige Ausdehnung des gesamten Stadtkomplexes.

Es ging also im TukTuk vorbei an Elephantenkarawanen und Touristaenden, immer gut mit Sonnenschutz eingecremt, Staubmasken auf und je einer frischen Kokusnuss samt Strohhalm in der Hand, weiter. Wir lernten an diesem Tag noch viel ueber die roten Khmer, die Bauweise ihrer Tempel und lokale Urgewaechse und fanden auch bald einen guten Rhythmus aus Tempelgucken und Pause machen, Tuerme klettern und wieder Pause machen.

Viele Kinder in schoenen Kleidern bettelten uns unter dem Vorwand ihrer Armut um Geld an, waehrend uns das Gold ihres Schmuckes in der erhabenen Sonne entgegen glitzerte. Anne erstand nach zaehen Verhandlungen mit einer 10-jaehrigen von dieser ein farbenpraechtiges, wunderschoenes Krama - einen Baumwollschal oder Tuch, den Einheimische traditionell als Kopfbedeckung zum Schutz gegen Staub und Sonne, als Guertel oder als Tragetuch fuer Waren und sogar Kleinkinder nutzen. Ein Multifunktionstool und wirklich schoenes Andenken.

Insgesamt war Angkor ein ganz ausserordentliche Staette fuer die durch Religioesitaet angetriebene Schaffenskraft menschlicher Baukunst Was diese aber wirklich in Szene setzte und uns so nachhaltig beeindruckte, war die Symbiose der Steinbauten und des Urwaldes. Denn letzterer diente ja nicht nur als malerische Kulisse. Vielmehr wickelten sich zig Meter hohe Baumriesen mit ihrem monstroesen Wurzelwerk um Treppen, Mauern und ganze Gebaeude, hoben diese an, brachen sie entzwei und wuchsen auf deren Truemmern weiter. Viele dieser Truemmerfelder waren fuer den Besucher noch gesperrt. Und dort, wo man sich einige Schritte weit nicht an die Verbotsschilder hielt, zischten und fleuchten allerhand Schlangen und Echsen unter den vom Zufall planlos arrangierten Steinbloecken. Der Klang der Amphibien erinnerte einen daran, dass man sich im Dschungel befand und dass zum Dschungel eben auch mehr als Baeume und Voegel gehoerten. Verglichen mit den schoenen Buchen- und Kiefernwaeldern zwischen Rostock und Berlin ist das schon .. irgendwie .. anders.

Erschoepft aber total gluecklich und mit vollen Kameraspeicherchips stellten wir unserem Fahrer mit unserer Heimfahrt gegen 17 Uhr seinen eigenen Feierabend in Aussicht. Natuerlich gabs fuer Anne und Reike noch dick Abendbrot im Hotel und wir schnatterten dabei stundenlang erfuellt von diesem genialen Tag ueber unsere taufrischen Eindruecke und Erlebnisse, bis uns die Abendmuedigkeit erfasste und wir vertraeumt zu unserem Bungaloff zurueck schlenderten.



Bildergalerie: Angkor (Kambodscha), Weltkulturerbe


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30 März 2007

Reise nach Angkor Wat (Kambodscha)

Heute sollte es also losgehen. Reise nach Angkor Wat. DER Sehenswuerdigkeit Suedostasiens, von der uns so viele andere Backpacker bereits vorschwaermten und es nach ganz oben auf ihre persoenliche Topliste waehlten. Eine ganze Stadt aus Tempeln, verschlungen vom Dschungel. Angkor Wat - Die Vergessene Stadt.

11 Uhr mittags sollte der Bus nach Siem Riep starten. Genug Zeit fuer letzte Vorbereitungen. Nachdem Reike also Mails gecheckt und mit viel Freude die neuen Eintraege im Gaestebuch beantwortet hatte und gedanklich bereits die Fruehstueckskarte rauf und runter fruehstueckte, ging er zur Hotelrezeption, um die Busplaetze zu reservieren. Noch anderthalb Stunden. Zum Fruehstueck gabs Rindergemuesepfanne auf Reis. Ein letzter Uhrenvergleich Hoteluhr/Armbanduhr. Oh Schreck. Die Armbanduhr war noch nicht auf Kambodscha geeicht. Der Bus wuerde in 30 Minuten vor dem Hotel warten. Die entscheidende Frage: wuerde das noch zum Essen reichen? Der Koch meint "ja".

Nagut. Reike also schnell nach oben aufs Zimmer, Anne die juengsten Neuigkeiten von der mehr als baldigen Abreise uebermittelt und wieder im Laufschritt zurueck an den Tisch. Anne, die nicht hungrig war, packte die Rucksaecke. Der Koch kam aus der Kueche, was Reike und seinen Bauch entzueckte, doch leider mit der Nachricht, dass aus dem Essen doch nichts wuerde und der Bus statt dessen schon vor der Hoteltuer wartete. Aha! Einer dieser Tage. Anne kam Gott sei Dank bereits die Treppe hinunter. Und los gings.


TukTukfahrer im Jagdfieber

Die Busfahrt nach Siem Riep war kurz und schmerzlos. Ganz im Gegensatz zu unserer Begruessung vor Ort. Das Empfangskommittee bildete eine Schar von rund 50 Tuk-Tuk-Fahrer, deren bunte Tuk Tuks ringsum eine Arena formend aufstellten. Passagiere waren die Beute, Einzelnd aus dem Bus entlassen. Die Menge auftragshungriger Fahrer ueberstieg bei Weitem die zur Ausgeglichenheit noetige Anzahl zahlungskraeftiger Kunden. Und dummerweise waren wir die letzten, die aus dem Bus stiegen. Arschkarte!

Rund 30 asiatische Maenner sahen nun in uns die letzte Chance am heutigen Tage auf ein lukratives Geschaeft und ein Gewitter sich ueberschlagender einander uebertoenender Angebote Marktschreiermanier stuerzte ueber uns ein. "Where you go, where you go?"-s gegen "My friend, where you stay?"-s. Hochgehaltene Pappschilder mit Hotelnamen gegen "My friend, I talked to you first!", jeder gegen jeden und alle um uns. Scheinbar gegen uns. 30 Paar Haende schoben, drueckten, zerrten uns in alle Himmelsrichtungen und erschwerten es immens, die Rucksaecke im Ladebereich des Busses zu erreichen. Schon machte einer der TukTukfahrer Anstalten, mit Annes Rucksack zu seinem TukTuk zu verschwinden, als waere unser Zuschlag bereits erfolgt. Ein zweiter Fahrer - inspiriert durch den ersten - folgte dessen Beispiel und schnappte sich Reikes Rucksack.

Reike schien zu solchen Scherzen nicht in der Stimmung, hetzte hinterher und entriss beiden die Rucksaecke entgegen deren Proteste. Die Luft war bereits zum Zerschneiden und wurde dick wie Griessbrei, als die nach wie vor ununterbrochen schreiende Meute von TukTukfahrern uns beide daran hindern wollte, die Rucksaecke aufzusetzen. Von der ersten Sekunde an wurde nicht ein Zentimeter Hoeflichkeitsabstand zu uns gelassen. Und wenn auch Sprueche wie "Hey Sir, I saw you first, ok? You come with ME, ok?" unter anderen Umstaenden witzig erschienen waeren. Das permanente Geschrei, das Gedraenge und das Zerren an unseren Armen und Schultern, an unserer Kleidung und an unseren Rucksaecken war erdrueckend. Und bedrohlich zugleich. Und Reikes Stimmung war kurz vor Maehdreschermodus. Unsere hoeflichen aber bestimmten Aufforderungen abzulassen und zurueckzutreten wurden vehement ignoriert. Auch erste Warnungen ueberhoert. Der Lautstaerkepegel der immer aggressiver werdenden Fahrdienstofferten machte es uns beiden unmoeglich, irgendwelche Absprachen zu treffen, um dem Tumuld ein Ende setzen zu koennen. Und als Anne - mittlerweile am Arm blutend - in Traenen ausbrach und laut aufschrie, und auch dies keinen der Fahrer zum Einhalten bewegte, schaufelte uns Reike einen Kreis frei.


Quartiersuche

Die Situation drohte auszuarten. Und das spuerten nun auch die im Schnitt einmetersechzig grossen Kambodschaner. Das Geschrei wollte nicht nachlassen. Aber zumindest wurde nun ein gewisser Abstand zu uns eingehalten. Um die laehmende Wirkung des Augenblicks zu nutzen, schnappte Reike sich Anne und verfrachtete alles ins naechstbeste TukTuk, dessen Fahrer eine For-Free-Fahrt zustimmte (Den Fahrern bleibt noch immer die Hotelprovision).

Den Busbahnhof hinter uns lassend, sank unser Adrenalinspiegel nur langsam. Und die bescheuerte Frage des sich staendig umdrehenden und dabei die Spur verlierenden Fahrers "Are you ok?" trug nicht wirklich zur Enspannung bei. Nach gut 15 minuetiger Fahrt dann ahnte dieser die Tiefe unseres Grummels (Anne heute immernoch) hielt auf dem Seitenstreifen und begann, sich fuer das Verhalten seiner Kollegen zu entschuldigen. Dabei sprach er so, als haette ER als einziger die ganze Zeit abseits gestanden. Fuer diese Frechheit rueckte Anne ihn dann fachmaennisch zurueck, worauf der kopfgewaschene nun erstmals einsichtig einlenkte und sich auch fuer sein persoenliches Fehlverhalten zu entschuldigen versuchte. Er erklaerte uns dabei auch, dass die TukTukfahrer Siem Rieps die Fahrt ihrer Gaeste zum Hotel generell nutzten, sich fuer die mehrtaegigen Ausfluege nach Angkor Wat, die standardmaessig tags darauf folgten, als Fahrer zu empfehlen. Und dass diese, fuer lokale Verhaeltnisse aeusserst gut bezahlten Fahrauftraege dermassen beliebt waren, dass der Kampf um jeden Gast zu Ausmassen wie gerade erlebt fuehrten.

Auf Grund der mageren Begruendung nahmen wir die Entschuldigung nicht an, liessen uns aber zum Hotel unserer Wahl bringen und gestanden dem TukTukfahrer sogar ein Treffen am naechsten Morgen zu, um dann das Angebot seiner Fahrerdienste zu besprechen.


Ankunft im Hotel. Aufatmen

Das Hotel unserer Wahl war ein grosszuegig angelegter Komplex aus mehrzimmrigen, nett anmutenden Haeusern, einem grossen Restaurant, mit angeinem Tuempel mit angrenzender Bungalowreihe und den Mannschaftsquartieren. Wir entschieden uns fuer einen der kleinen Bungalows mit Bad und AirCon fuer 9 US$ die Nacht.

Das Bad war gemessen an der baulichen Ausstattung und selbst fuer asiatische Verhaeltnisse mistig. Die Schichtmanagerin stimmte sofort einer erneuten Reinigung zu. Es fiel uns nicht leicht, dass dieses Bad jemals einen Besen gesehen hatte, da es aussah, als wenn gerade ganz Hansa Rostock nach einem Laenderspiel darin geduscht haette. Die Erklaerung lieferte die emsig herbei eilende Putzkraft (wie sich spaeter herausstellte aus Hilfskoch und Hausmeister), die mit einem total zerfletterten Reisigbesen barfuess den nassen Steinboden aufkehrte. Dankeschoen.

Auch die AirCon (Klimaanlage; ohne waren es immerhin 2US$ weniger) vermochte nicht zu halten, was man sich von ihr versprach. Bei genauerer Betrachtung sah man, dass Waende und Dachmatten tatsaechlich nichts als duenne Bambusmatten waren. Das ist, wie Klimaanlage im Auto mit Fenster auf - ein mieses Duo. Natuerlich waren diese Details aber Lapalien im Vergleich zu dem, was der Tag sonst bisher zu bieten hatte. Und so entschlossen wir uns, enspannt zu abendbroten und uns mit Hilfe des Lonely Planet einen Ueberblick der schoensten und wichtigsten Teile der Tempelanlage von Angkor zu verschaffen.

Die oberste Restaurantetage wickelte sich L-foermig um das Spitzdach des Haupthauses. Es gewaehrte an seiner Stirnseite durch eine flache Luke Einblick in den Dachstuhl. Dies war das erste Dormitory (oder kurz Dorm=Mehrbettzimmer), dass wir beide auf unserer Reise sahen und welches mit seinen knapp 1m60 unter dem Dachfuerst und den rund ein Dutzend Matratzen zu beiden Seiten des schmalen Ganges nur 1 US$ pro Nacht und Nase kostete. Dafuer gabs dann ein Shared Bathroom, keine Tuer, kein Bettgestell und keinen Schrank. Aber immerhin einen Ventilator pro Matratze und reichlich Stauwaerme, um diesen zu rechtfertigen.

Wir fanden das super interessant und fragten uns, ob auch wir auf unserer Reise mal in einem Dorm uebernachten wuerden, wie man den Mangel an Privatssphaere verkraften wuerde, Vor- und Nachteile des Alleinereisens und wie es im Dorm wohl um die Sicherheit um Wertsachen und Reisepapieren stuende. Diese Gedanken im Hinterkopf und bereits voller Freude auf Angkor Wat fielen wir in unser Bungalowbett und hatten unter dem Mosquitonetz einen zufriedenen , wenn auch durch gelegentliche Sauerstoffmaengel unterbrochenen Schlaf.

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29 März 2007

Pnom Penh - Hauptstadt Kambodschas


Wir erreichten Pnom Penh kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Pnom Penh ist die Hauptstadt Kambodschas, Hauptstadt-Charme verspruehte es aber trotz seiner immerhin 1mio Einwohner keineswegs. Die Strassen Pnom Penhs sind nicht immer asphaltiert und seine flache Bebauung mit selten mehr als 5 Etage laesst Kambodscha auf uns anfangs etwas provinziell wirken.

Wir waren aber auf jeden Fall froh, noch im halbhellen einen Blick ins Zimmer werfen zu koennen und sind auch prompt mit dem erstbesten Hotel - dem, vor dessen Tuere uns der Bus hinausliess - zufrieden. In Asien ist es extrem selten, dass man von Ueberlandbussen direkt in der Zielstadt abgesetzt wird. Ueblicherweise stoppt der Bus wenige Kilometer ausserhalb. Reisende sind dann in dem Zwang, ihren Beitrag dazu zu leisten, den Motor der gewaltigen suedostasiatischen TukTuk-Industrie anzuheizen. Allerdings waren Bus- und Hotelbesitzer in diesem Falle verschaegert und so hatten wir eben Glueck.

Auch der nette US-amerikanische Backpacker, der uns am Grenzuebergang Vietnam-Kambodscha die uns ueberraschende Einreisegebuehr cash vorschoss, stieg in eben dem Hotel ab. Unser erster Gang war daher der zu naechsten Bank, um Geld zu holen und unsere Schuld zu begleichen.

Also Reikes VISA-Card ab in den naechsten ATM (Geldautomat) und PIN eingegeben. Einmal. Falsch. Zweites Mal. Falsch. Sag mal, bin ich besoffen?? Drittes Mal. Mist, wieder falsch. Es war Glueck im Unglueck, dass der Automat nciht die Karte schluckte, sondern wieder ausspuckte. Zuversichtlich, dass sich das Problem spaeter schon irgendwie loesen liesse, fanden wir nur wenig spaeter den besetzten Nachtschalter einer anderen Bank. Passenderweise konnten wir mit der selben Kreditkarte Geld per Unterschrift und Pass abheben. Interessanterweise gibt es an kambodianischen Automaten (und Nachtschaltern) ausschliessliche US$, weil der Riel - die kambodianische Waehrung; 1 EURO ca 5000 Riel - das Papier kaum wert ist, auf dem es gedruckt wird und durch die gedrosselte Notenneuausgabe die Menge des umlaufenden Geldes kuenstlich begrenzt wird.

Erschoepft von der Busfahrt wurden wir beide nicht alt an diesem Abend und beschlossen einsichtig, dass intensiver Schlaf die besten Vorbereitung fuer den kommenden Tag waere. Unser Aufendhalt in Kambodscha sollte sich ja sehr kurz gestalten und so war Pnom Penh lediglich eine Zwischenstation auf der Weiterreise nach Siem Riep, dem Tor zur Tempelstadt Angkor Wat.

Foto-Galerie Pnom Penh

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28 März 2007

Fahrt von Vietnam nach Kambodscha

Reiseplanungen

Wir hatten lange ueberlegt, wieviele Tage uns eigentlich fuer Kambodscha blieben. 2 Monate plus 14 Tage Bali hatten wir insgesamt fuer Suedostasien eingeplant, wobei Bangkok unser Startpunkt war und nach einem Monat Bangkok auch wieder unsere Suedostasienhalbzeit markieren sollte.

Zwar sind wir grundlegend flexibel bei unseren Wann?s, Wohin?s und Wie?s des Reisens, aber unser Flug war schliesslich gebucht und gab uns damit einen gewissen Zeitrahmen vor. Schaut man auf eine Karte Asiens, ahnt man, dass die Reise durch Thailands suedlich Bangkoks und durch Malaysia bis nach Singapur (unserem Anschlussflughafen) eine Entfernung mit sich bringt, die in den verbleibenden fuenf Wochen gerade noch ohne Stress und Hektik zu bewaeltigen waere. Allerdings waren wir noch immer in Vietnam

Bei unseren weiteren Ueberlegungen spielten daher folgende 3 Punkte eine tragende Rolle:

  1. lag Kambodscha noch komplett vor uns.
  2. wuerden wir wenigstens zwei Tage in Bangkok verweilen muessen. Und
  3. hatten wir uns in den vergangenen zwei Wochen bereits intensive mit der Chance angefreundet fuer ein paar Tage nach Kanchanaburi westlich von Bangkok auf einer Elefantenfarm mitzufahren.

Bei diesen Gedankengaengen zeichnete sich ebenfalls ab, dass ein Besuch Myanmars nun an Prioritaet zurueckstecken muesste und nur dann noch "drin" waere, wenn es sich wirklich aufzwingt. Hinzu kam, dass sich Anne nach dem staubigen Laos, dem voraussichtlich noch staubigeren Kambodscha und den spaeter folgenden, kuehlen Neuseeland noch einmal nach ausgiebigem Strandurlaub auf einem beliebigen weissen Streifen, irgendwo zwischen Smaragd- und Palmblaettergruen sehnte.

Alles in allem beschlossen wir daher, unseren Kambodschabesuch auf die Hauptstadt Pnom Penh und vor allem Angkor Wat zu beschraenken, von dem viele sagten, man brauche nichts in Suedostasien gesehen haben, aber Angkor Wat ist ein Muss.

Bei der Planung der Fahrtroute selbst achteten wir noch darauf, keine der beiden Tak und Trat zu streifen, da diese laut Warnung der WHO als hochriskante Malariagebiete gelten. Von einer Durchquerung ohne Malariaprophylaxe wird ganz abgeraten.**


Die Busreise

Fuer die Strecke von HCMC (Saigon) nach Pnom Penh entschieden wir uns fuer eine Busfahrt, moeglichst 3. Klasse - in Suedostasien ein Garant fuer Abenteuer. Und am naechsten Morgen ging es dann los. Kaum raus aus HCMC kamen wir wieder einmal in engen Kontakt mit Einheimischen. Das Fahren mit den Bussen ist regelmaessig eine tolle Gelegenheiten zu beobachten. Sprache, typische Verhaltensweisen und Essgewohnheiten.

Ein paar Chinesen waren ebenfalls an Bord. Ziehmlich bald plauderten wir mit einem Moench, eine Sitzreihe vor uns. In Zug und Bus ist in gesamt Suedostasien die hintere Sitzreihe unbesetzt zu lassen. Diese ist den buddhistischen Moenchen reserviert. Aehnlich wie in Deutschland den aelteren Menschen, bietet man in vollen Bussen auch seinen Sitzplatz unverzueglich und selbstverstaendlich zusteigenden Moenchen an. Nur, dass hier im Zweifelsfall auch alte, gebrechliche Muetterchen aufspringen, umd den orange oder braun gewandten den eigenen Sitzplatz zu offerieren. Ausserdem ist es Frauen nicht gestatten neben Moenchen oder deren Besitztuemern zu sitzen. Praktisch werden diese Regeln aber eher laessig gehandhabt. Zumal, wie wir herausfanden, Maenner in orangem Gewandt plus rasiertem Kopf nicht automatisch Moenche sein muessen. Auf sogenannte Novizen, Moenchsschueler, tragen orange Gewaender, geniessen aber nicht annaehernd Status und Ansehen eines Moenches. Dafuer muessen sich diese aber auch nicht den Kopf glatt rasieren.


Moenche und Reisen

Tatsaechlich ist es ueberaus populaer fuer heranwachsende Maenner oder Teens, fuer einen Zeitraum von haeufig drei Monaten Novize zu werden. Dies bringt Ansehen und durch Gaben haeufig auch Geld und Sachmittel, nicht nur fuer den Moenchsschueler, sondern fuer dessen gesamte Familie. Damit auch die Haeufigkeit, mit der man einzelne oder Gruppen von saphran Leuchtenden sieht.

Zwar laesst sich den Aussagen von wandernden Moenchen und Einheimischen zu Folge noch viel mehr Aussage an den Abstufungen der einzelnen Orange-, Gelb- und Brauntoene der Wickelgewaender ablesen. Das ist fuer uns als "Besucher" jedoch, v.a. auf Grund der vielen religioesen Abspaltungen, Klosterbraeuchen und regionalen Verschiebungen bei den Kleiderordnungen und den Textilverwaschungen kaum moeglich.

Der Moench vor uns war auf Heimaturlaub und gerade auf dem Weg zurueck in sein Kloster. Auch Moenche sind nur Menschen. Und so hatte dieser einen Leinenbeutel voll selbstgepflueckter Mangos von Mama dabei. Sofort bot er auch uns je eine Mango an. Die Asiaten teilen ihr Essen ohnehin unheimlich gerne. Wir nahmen dankend an, denn Mangos waren gerade dabei, sich nach ganz oben in unsere Top-Fruechte-Liste zu katapultieren. Zumindest so, wie man Mangos hier ist: gruen, hart und gerade in dem Stadium, in dem der saure Geschmack des festen Fruchtfleisches in ein aromatisches Suess umkippt.


Kulinarisches

Wir ueberquerten gerade mit einer kleinen, klapprigen Autofaehre den Mekong, links und rechts verdeckten graue LKW-Planen die Busfenster in einem Abstand von knapp 50 cm, als auf der gegenueberliegenden Sitzreihe eine Chinesin mittleren Alters mit schiefverzogener Miene etwas ausspuckte. Es war der Bissen, den sie gerade aus einer kegelfoermigen, uns unbekannten Frucht nahm.

Was mag das nun wieder sein? Der kegelfoermige, kopftstehende Fruchtkoerper stellte sich als der einer Lotuspflanze heraus. Eine hilfsbereite Nachbarin erklaerte der Chinesin, dass sie nicht die Frucht als Ganzes essen koenne. Vielmehr pult man die haselnussgrossen und -foermigen Samen heraus, pellt die gruene, einen halben Milimeter duenne Schale ab und isst die zum Vorschein tretenden schneeweissen Samen selbst. Diese schienen der Chinesin wiederum gut zu schmecken, und sie entschloss sich spontan, auch die sie umgebenden Fahrgaeste an ihrer neuen Entdeckung teilhaben zu lassen.

Wieder dankend nahmen wir an. Die Lotussamen schmecken im Grunde aehnlich den geschaelten Samen vollreifer Aepfel, dabei knackig und leicht suess mit einer kleinen Prise Zaehnestumpfmacher. Lecker. Irgendwie.


Grenzprobleme

Die Grenze nach Kambodscha hatten wir bald erreicht. Am Rande erzaehlte man uns, dass der Bus die Grenze nicht ueberqueren koenne. Dass aber eine Anschlussbus die Gruppe auf der anderen Seite aufsammeln wuerde. Und wie der Bus dann wohl aussehen wuerde? So wie dieser hier? - fragte jemand aus der Gruppe. "Yeah Yeah, Same same. But different.". Aha!

Ein kleiner Schocker erwartete uns, als wir nach Passieren des vietnamesischen Grenzpostens von der Einreisegebuehr in Hoehe von 25 US$ erfuhren. Schockschwerenot! Dieses Geld hatten wir nicht. Jedenfalls nicht Cash. Und was nun? - schoss es uns durch den Kopf. Einen Geldautomaten gab es in dem kambodianschen Grenzort Bavet nicht. Sollte man uns nun tatsaechlich hier zuruecklassen? Waehrend der Rest der Reisegruppe weiterfuhr? Und was dann? Ein Bus zurueck in die naechste vienamesische Stadt fuhr heute nicht mehr. Ein Hotel gab es hier auch nicht. Nur die leicht beaengstigenden Wellblechhuetten der Aermsten der Armen, die hier in Lumpen hausten, um ein paar Cent von den Durchreisenden zu erbetteln.

Aber irgendwie geht es immer weiter. Und wir waren tierisch froh, als uns ein junger alleinreisender Amerikaner verstaendnisvoll anbot, uns die Penunzen zu leihen. Zumindestens bis zum naechsten Geldautomaten. Puh, nochmal jut jejangen!

Doch auf der anderen Seite der Grenze gabs dann prompt die naechste Ueberraschung: kein Bus da, weit und breit. 50 Unglaeubige in der prallen Mittagshitze. Aber eben kein Bus. Ratlos standen wir in der Gruppe herum. Bis einzelne die Initiative ergriffen, sich zerstreuten auf der Suche nach einen Bus, einen Fahrer, eine Kontaktperson oder ein Telefon. Nueschsts!

Der einzige Zufluchtsort - ein kleines schaebiges Restaurant. Und siehe da - in der Naehe auch ein Bus. Nach beinahe anderthalb Stunden kam der Busfahrer endlich herein spaziert, als waere nichts gewesen. Und weiter gings.

Spinne a la Grill

Die Pause nach weiteren 4 Stunden Fahrtzeit nutzten viele (Mutige) fuer einen kleinen Snack. Einer der Fahrgaeste brachte gegrillte Spinne mit zurueck in den Bus. Eine ganze Schachtel voll, schwarz und haarig. Genuesslich riss er seinem Gericht erst die Beine aus, und ass diese schmatzend, bevor er sich ueber die fleischigen Koerper der Spinnen hermachte. Lecker. Ein Sportkamerad von Reike aus alten Wasserspringerzeiten fing gelegentlich Fliegen und ass diese. Aber dass war Kleinkram, verglichen mit dem hier.

Der dichte, von den Reifen und dem Unterboden des Busses aufgewirbelte Strassenstaub, verkuerzte die Sichtweite innerhalb des Busses auf knapp zehn Meter. Aber der Gedanke, in einem sterilen Flieger in nur einer statt neun Stunden Pnom Penh erreichen zu koennen, kam uns selbst jetzt und hier nicht annaehernd so prickelnd und leerreich vor. Was fuer eine Erfahrung.


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** Nach einer ausfuehrlichen Abwaegung aller Vor- und Nachteile, hatten wir uns bereits fuer eine Stand-By-Versorgung und hierbei fuer das Medikament Malarone entschieden. Malarone, weil es einerseits das Medikament mit der hoechsten Abdeckung der hier auftretenden Malariaerregertypen ist; weil es andererseits laut uns zugaenglichen Erfahrungsberichten verglichen mit der Alternativpraeparat Lariam absolute ueberwaeltigend geringere Haeufigkeiten von unangenehmen Nebenerscheinungen verursachte; und weil es schliesslich verglichen mit Lariam auch deutlich weniger Resistenzen von Malariaerregern gegenueber Malarone gab. Stand-By heisst ausserdem, dass man das Medikament nicht prophylaktisch, also vor einer Infektion, sondern erst im Falle eines Verdachtsmoments einnimmt. Die gaengigen Malariapraeparate sind - prophylaktisch und Stand-By - eine Art Chemotherapie, anstrengend fuer den Koerper und bieten niemals sicheren Schutz.

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