Tagebuch

28 März 2007

Fahrt von Vietnam nach Kambodscha

Reiseplanungen

Wir hatten lange ueberlegt, wieviele Tage uns eigentlich fuer Kambodscha blieben. 2 Monate plus 14 Tage Bali hatten wir insgesamt fuer Suedostasien eingeplant, wobei Bangkok unser Startpunkt war und nach einem Monat Bangkok auch wieder unsere Suedostasienhalbzeit markieren sollte.

Zwar sind wir grundlegend flexibel bei unseren Wann?s, Wohin?s und Wie?s des Reisens, aber unser Flug war schliesslich gebucht und gab uns damit einen gewissen Zeitrahmen vor. Schaut man auf eine Karte Asiens, ahnt man, dass die Reise durch Thailands suedlich Bangkoks und durch Malaysia bis nach Singapur (unserem Anschlussflughafen) eine Entfernung mit sich bringt, die in den verbleibenden fuenf Wochen gerade noch ohne Stress und Hektik zu bewaeltigen waere. Allerdings waren wir noch immer in Vietnam

Bei unseren weiteren Ueberlegungen spielten daher folgende 3 Punkte eine tragende Rolle:

  1. lag Kambodscha noch komplett vor uns.
  2. wuerden wir wenigstens zwei Tage in Bangkok verweilen muessen. Und
  3. hatten wir uns in den vergangenen zwei Wochen bereits intensive mit der Chance angefreundet fuer ein paar Tage nach Kanchanaburi westlich von Bangkok auf einer Elefantenfarm mitzufahren.

Bei diesen Gedankengaengen zeichnete sich ebenfalls ab, dass ein Besuch Myanmars nun an Prioritaet zurueckstecken muesste und nur dann noch "drin" waere, wenn es sich wirklich aufzwingt. Hinzu kam, dass sich Anne nach dem staubigen Laos, dem voraussichtlich noch staubigeren Kambodscha und den spaeter folgenden, kuehlen Neuseeland noch einmal nach ausgiebigem Strandurlaub auf einem beliebigen weissen Streifen, irgendwo zwischen Smaragd- und Palmblaettergruen sehnte.

Alles in allem beschlossen wir daher, unseren Kambodschabesuch auf die Hauptstadt Pnom Penh und vor allem Angkor Wat zu beschraenken, von dem viele sagten, man brauche nichts in Suedostasien gesehen haben, aber Angkor Wat ist ein Muss.

Bei der Planung der Fahrtroute selbst achteten wir noch darauf, keine der beiden Tak und Trat zu streifen, da diese laut Warnung der WHO als hochriskante Malariagebiete gelten. Von einer Durchquerung ohne Malariaprophylaxe wird ganz abgeraten.**


Die Busreise

Fuer die Strecke von HCMC (Saigon) nach Pnom Penh entschieden wir uns fuer eine Busfahrt, moeglichst 3. Klasse - in Suedostasien ein Garant fuer Abenteuer. Und am naechsten Morgen ging es dann los. Kaum raus aus HCMC kamen wir wieder einmal in engen Kontakt mit Einheimischen. Das Fahren mit den Bussen ist regelmaessig eine tolle Gelegenheiten zu beobachten. Sprache, typische Verhaltensweisen und Essgewohnheiten.

Ein paar Chinesen waren ebenfalls an Bord. Ziehmlich bald plauderten wir mit einem Moench, eine Sitzreihe vor uns. In Zug und Bus ist in gesamt Suedostasien die hintere Sitzreihe unbesetzt zu lassen. Diese ist den buddhistischen Moenchen reserviert. Aehnlich wie in Deutschland den aelteren Menschen, bietet man in vollen Bussen auch seinen Sitzplatz unverzueglich und selbstverstaendlich zusteigenden Moenchen an. Nur, dass hier im Zweifelsfall auch alte, gebrechliche Muetterchen aufspringen, umd den orange oder braun gewandten den eigenen Sitzplatz zu offerieren. Ausserdem ist es Frauen nicht gestatten neben Moenchen oder deren Besitztuemern zu sitzen. Praktisch werden diese Regeln aber eher laessig gehandhabt. Zumal, wie wir herausfanden, Maenner in orangem Gewandt plus rasiertem Kopf nicht automatisch Moenche sein muessen. Auf sogenannte Novizen, Moenchsschueler, tragen orange Gewaender, geniessen aber nicht annaehernd Status und Ansehen eines Moenches. Dafuer muessen sich diese aber auch nicht den Kopf glatt rasieren.


Moenche und Reisen

Tatsaechlich ist es ueberaus populaer fuer heranwachsende Maenner oder Teens, fuer einen Zeitraum von haeufig drei Monaten Novize zu werden. Dies bringt Ansehen und durch Gaben haeufig auch Geld und Sachmittel, nicht nur fuer den Moenchsschueler, sondern fuer dessen gesamte Familie. Damit auch die Haeufigkeit, mit der man einzelne oder Gruppen von saphran Leuchtenden sieht.

Zwar laesst sich den Aussagen von wandernden Moenchen und Einheimischen zu Folge noch viel mehr Aussage an den Abstufungen der einzelnen Orange-, Gelb- und Brauntoene der Wickelgewaender ablesen. Das ist fuer uns als "Besucher" jedoch, v.a. auf Grund der vielen religioesen Abspaltungen, Klosterbraeuchen und regionalen Verschiebungen bei den Kleiderordnungen und den Textilverwaschungen kaum moeglich.

Der Moench vor uns war auf Heimaturlaub und gerade auf dem Weg zurueck in sein Kloster. Auch Moenche sind nur Menschen. Und so hatte dieser einen Leinenbeutel voll selbstgepflueckter Mangos von Mama dabei. Sofort bot er auch uns je eine Mango an. Die Asiaten teilen ihr Essen ohnehin unheimlich gerne. Wir nahmen dankend an, denn Mangos waren gerade dabei, sich nach ganz oben in unsere Top-Fruechte-Liste zu katapultieren. Zumindest so, wie man Mangos hier ist: gruen, hart und gerade in dem Stadium, in dem der saure Geschmack des festen Fruchtfleisches in ein aromatisches Suess umkippt.


Kulinarisches

Wir ueberquerten gerade mit einer kleinen, klapprigen Autofaehre den Mekong, links und rechts verdeckten graue LKW-Planen die Busfenster in einem Abstand von knapp 50 cm, als auf der gegenueberliegenden Sitzreihe eine Chinesin mittleren Alters mit schiefverzogener Miene etwas ausspuckte. Es war der Bissen, den sie gerade aus einer kegelfoermigen, uns unbekannten Frucht nahm.

Was mag das nun wieder sein? Der kegelfoermige, kopftstehende Fruchtkoerper stellte sich als der einer Lotuspflanze heraus. Eine hilfsbereite Nachbarin erklaerte der Chinesin, dass sie nicht die Frucht als Ganzes essen koenne. Vielmehr pult man die haselnussgrossen und -foermigen Samen heraus, pellt die gruene, einen halben Milimeter duenne Schale ab und isst die zum Vorschein tretenden schneeweissen Samen selbst. Diese schienen der Chinesin wiederum gut zu schmecken, und sie entschloss sich spontan, auch die sie umgebenden Fahrgaeste an ihrer neuen Entdeckung teilhaben zu lassen.

Wieder dankend nahmen wir an. Die Lotussamen schmecken im Grunde aehnlich den geschaelten Samen vollreifer Aepfel, dabei knackig und leicht suess mit einer kleinen Prise Zaehnestumpfmacher. Lecker. Irgendwie.


Grenzprobleme

Die Grenze nach Kambodscha hatten wir bald erreicht. Am Rande erzaehlte man uns, dass der Bus die Grenze nicht ueberqueren koenne. Dass aber eine Anschlussbus die Gruppe auf der anderen Seite aufsammeln wuerde. Und wie der Bus dann wohl aussehen wuerde? So wie dieser hier? - fragte jemand aus der Gruppe. "Yeah Yeah, Same same. But different.". Aha!

Ein kleiner Schocker erwartete uns, als wir nach Passieren des vietnamesischen Grenzpostens von der Einreisegebuehr in Hoehe von 25 US$ erfuhren. Schockschwerenot! Dieses Geld hatten wir nicht. Jedenfalls nicht Cash. Und was nun? - schoss es uns durch den Kopf. Einen Geldautomaten gab es in dem kambodianschen Grenzort Bavet nicht. Sollte man uns nun tatsaechlich hier zuruecklassen? Waehrend der Rest der Reisegruppe weiterfuhr? Und was dann? Ein Bus zurueck in die naechste vienamesische Stadt fuhr heute nicht mehr. Ein Hotel gab es hier auch nicht. Nur die leicht beaengstigenden Wellblechhuetten der Aermsten der Armen, die hier in Lumpen hausten, um ein paar Cent von den Durchreisenden zu erbetteln.

Aber irgendwie geht es immer weiter. Und wir waren tierisch froh, als uns ein junger alleinreisender Amerikaner verstaendnisvoll anbot, uns die Penunzen zu leihen. Zumindestens bis zum naechsten Geldautomaten. Puh, nochmal jut jejangen!

Doch auf der anderen Seite der Grenze gabs dann prompt die naechste Ueberraschung: kein Bus da, weit und breit. 50 Unglaeubige in der prallen Mittagshitze. Aber eben kein Bus. Ratlos standen wir in der Gruppe herum. Bis einzelne die Initiative ergriffen, sich zerstreuten auf der Suche nach einen Bus, einen Fahrer, eine Kontaktperson oder ein Telefon. Nueschsts!

Der einzige Zufluchtsort - ein kleines schaebiges Restaurant. Und siehe da - in der Naehe auch ein Bus. Nach beinahe anderthalb Stunden kam der Busfahrer endlich herein spaziert, als waere nichts gewesen. Und weiter gings.

Spinne a la Grill

Die Pause nach weiteren 4 Stunden Fahrtzeit nutzten viele (Mutige) fuer einen kleinen Snack. Einer der Fahrgaeste brachte gegrillte Spinne mit zurueck in den Bus. Eine ganze Schachtel voll, schwarz und haarig. Genuesslich riss er seinem Gericht erst die Beine aus, und ass diese schmatzend, bevor er sich ueber die fleischigen Koerper der Spinnen hermachte. Lecker. Ein Sportkamerad von Reike aus alten Wasserspringerzeiten fing gelegentlich Fliegen und ass diese. Aber dass war Kleinkram, verglichen mit dem hier.

Der dichte, von den Reifen und dem Unterboden des Busses aufgewirbelte Strassenstaub, verkuerzte die Sichtweite innerhalb des Busses auf knapp zehn Meter. Aber der Gedanke, in einem sterilen Flieger in nur einer statt neun Stunden Pnom Penh erreichen zu koennen, kam uns selbst jetzt und hier nicht annaehernd so prickelnd und leerreich vor. Was fuer eine Erfahrung.


Links zur Fotogalerie

** Nach einer ausfuehrlichen Abwaegung aller Vor- und Nachteile, hatten wir uns bereits fuer eine Stand-By-Versorgung und hierbei fuer das Medikament Malarone entschieden. Malarone, weil es einerseits das Medikament mit der hoechsten Abdeckung der hier auftretenden Malariaerregertypen ist; weil es andererseits laut uns zugaenglichen Erfahrungsberichten verglichen mit der Alternativpraeparat Lariam absolute ueberwaeltigend geringere Haeufigkeiten von unangenehmen Nebenerscheinungen verursachte; und weil es schliesslich verglichen mit Lariam auch deutlich weniger Resistenzen von Malariaerregern gegenueber Malarone gab. Stand-By heisst ausserdem, dass man das Medikament nicht prophylaktisch, also vor einer Infektion, sondern erst im Falle eines Verdachtsmoments einnimmt. Die gaengigen Malariapraeparate sind - prophylaktisch und Stand-By - eine Art Chemotherapie, anstrengend fuer den Koerper und bieten niemals sicheren Schutz.

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Saigon - Ho Chi Minh City (HCMC)


Die Ankunft

Saigon erreichten wir bei Nacht. Per Taxi steuerten wir auf das Backpackerviertel - wie im Lonely Planet beschrieben - zu. Der Taxifahrer spielte die ueblichen Spielchen, was fuer uns aber bereits wie selbstverstaendlich dazu gehoerte. "10 Dollar!" .. "Ja neh, is klar. Taximeter!" - ein Wort, das auf vietnamesische Taxifahrer wie sauer gewordene Milch zu wirken scheint. Etwas widerwillig liess er uns einsteigen, noch bevor einer seiner Konkurrenten sein Glueck an uns versuchen konnte.

Als wir schliesslich ankamen forderte unser Fahrer, der Blick sturr geradeaus "9 Dollar!". Als haetter er unsere gerade getroffene Vereinbarung vergessen. Wir mussten uns schon anschmunzeln, als wir uns an die zahlreichen Gelegenheiten erinnert fuehlten, in denen wir die asiatische Schlitzohrigkeit als eine Art Spieltrieb zu verstehen lernten. Und dabei zugegebener Massen auch viel Lehrgeld liessen. Schmunzelnd antwortete Reike: "No way, remember?! Taximeter!". Der Taxifahrer antwortete mit einsichtigen Falten auf der Stirn: "Ok, Ok. 4 Dollar."

Bei einem Taximeterstand von 25000 VND (Vietnam Dong), was in etwa $1,50 entspricht, konnte sich nun auch Anne nicht mehr halten. Halb scherzend, halb genervt. Er verwies uns protestierend auf einen A4-Aufkleber, der das Handschuhfach beklebte. Er erklaerte, dass der Nachtzuschlag den Fahrtpreis verdopple, wir koennten uns ja selbst davon ueberzeugen. Reike las laut vor: "Please pay only exactly the price displayed on the taximeter!" Wir konnten kaum noch vor lachen, waehrend der Taxifahrer, der unsere 25000 VND wortlos annahm, dicht vor seiner Schamgrenze zu stehen schien. Nicht ganz ohne stolz waren wir, wie gelassen wir mittlerweile der allgegenwaertigen Touriabzocke standhielten.


Zimmersuche

Nachts ein Zimmer zu finden gestaltete sich erwartungsgemaess schwierig. Ein mit dem Aufbau eines Fruehstueckscafes beschaeftigter Einheimischer bot uns an, die zwei Stunden bis Sonnenaufgang bei ihm zu verbringen. Gegen sieben fuellten sich die Strassen mit Leben. Wir machten uns auf die Socken, waehrend die mit Haendlerwaren vollbepackten Rikschas den Morgen in Saigon einleuteten. Recht bald fanden wir ein schoenes Zimmer fuer 100000 VND (etwa 5 Euro) mit mahagonhigedrechselter Balkonfluegeltuer, geschmackvoll eingerichtet, Klimaanlage und TV, riesen Doppelbett und Blick ueber die Gassen Saigons. Das kam uns wie gelegen, denn der Sonnenbrand aus Nha Trang forderte noch mindestens einen Tag Zimmerruhe. Wir schnickten aus, wer raus in die bruetende Mittagshitze und hin zum naechsten Eckladen musste, suesse Getraenke und Knabberzeug besorgen. So liessen sich die naechsten Tage entspannt planen.


Die Stadt

Moeglichst viel von Saigon wollten wir in unserer kurzen Zeit hier sehen. Darunter den grossen Zoo und natuerlich freuten wir uns auch auf Quynh und Nik, die in drei Tagen in Saigon eintreffen und uns die Stadt zeigen wuerden. Gleich am naechsten Tag stroeperten wir durch die engen Gassen, welche wie ein Adernetz die quirlige Stadt durchziehen und in denen sich das Gros des hiesigen Lebens abspielt. Ganze Grossfamilien leben in winzigen Raeumen zusammen, verkaufen kleinste Mengen an Lebensmitteln und allerhand selbstgemachten Schnickschnack direkt aus Tueren und Fenstern, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Auffaellig war auch hier, dass selbst die scheinbar aermsten einen grossen Fernseher besassen.

Bald stiessen wir auf einen Markt, der von lebendigem exotischem (naja, dort einheimischem) Fisch, ueber chinesische Seide und Bambusmoebeln bis Schmuck und Obst so ziehmlich alles zu bieten hatte. Diese Maerkte sind der Hammer! Aufgedrehtes Leben. Und wir lassen keine Chance aus, um uns mit unbekannten Fruechten und Backwaren zu versorgen. Da die Preise verhaeltnismaessig so niedrig sind, erreichten wir Stunden spaeter mit vier verschiedenen neuen Obstsorten und Tueten voller frischem Gebaeck fuer rund einsfuftsch Euro.


Quynhs Familie

Nach einem kurzen Telefonat aus einem der zahlreichen Internetcafes im Backpackerviertel war Ort und Zeit fuer unser Treffen ausgemacht. Quynh und zwei Cousinen plus Freund holten uns auf insgesamt drei Mopeds vom naheliegenden Busbahnhof ab, mitsamt unseren Rucksaecken, denn Quynh und ihre Familie hatten uns herzlicher Weise fuer eine Nacht in ihr Haus eingeladen. Der Verkehr auf Saigons Strassen wird in fuer europaeische Augen unfassbare Weise von Mopeds dominiert. Ampeln gibt es auch, sind aber eher eine Art Entscheidungshilfe. Haeufig stehen bis zu 15 Mopeds in eine Fahrtrichtung nebeneinander, darauf wartend, dass sich die Kreuzung raeumt und den Weg freigibt. Aus allen Richtungen stroemen die Mopeds wie Lavastroeme in einander. Es ist eher die Regel als die Ausnahme, dass gleichzeitig Mopedhorden aus vier oder fuenf Richtungen der groessen Kreuzungen gleichzeitig losfahren. Allerdings ist das Fahrverhalten sehr defensiv und ruecksichtsvoll und die Fahrtgeschwindigkeiten niedrig. Und so schlaengeln sich Mopeds, Rikschas, Laster, Busse und Pkw unbeschadet aneinander vorbei.

In dieses Gewusel hinein stuerzten wir uns nun und die Lichter der Nacht liessen Saigon wie eine Leinwand an uns vorbei ziehen. Wie hypnotisiert und den Rausch geniessend erreichten wir eine Stunde spaeter das Haus von Onkel und Tante und wurden sofort herzlich in Empfang genommen. Wie wir auf dem Weg dorthin erfuhren hatte Nik Geburtstag und so feierten wir den Abend mit einem herrlichen traditionellen Mahl und den Schokotoertchen, die wir noch flux auf dem Weg mit den Mopeds besorgt hatten. Spaeter zeigte man uns unser eigenes Zimmer, gemuetlich mit Bad und Klimaanlage und zusammen mit allen Familienmitgliedern tranken wir Tee auf der Dachterasse, von wo aus wir die dicken Jumbos des benachbarten Flughafens starten und landen sehen konnten, bevor wir den Abend schliesslich bei einem gemuetlichen Spaziergang durch einen der zahlreichen Parks Saigons und einem Bier und Birdsnest im nahegelegenen Pub ausklingen liessen. Birdsnest ist ein hier sehr beliebtes Kaltgetraenk, dass im wesentlichen aus den Nestern einer bestimmten Schwalbenart gefertig wird, welche die Schwalben widerum aus mit Speichel angereichertem Lehm bauen.


Cu Chi Tunnel

Unser Ziel fuer den folgenden Tag waren die Cu Chi Tunnel, ca. 30 Km nordwestlich von Saigon. Der Tag begann mit einem dieser denkwuerdigen Fruehstuecke. Braune Wollfaedenkneuel auf Reis begleitet von dem wuerzigen Geruch suesser Wurst und ohne jedes uns bekannte Erscheinungsmerkmal. Mhh, was also ist das nun wieder. Quynh erklaerte, dass die Vietnamesen Rindfleisch trocknen, fermentieren und zerfasern, so dass es am Ende diese sehr bizarre Form annimmt. Aha, lecker Fruehstueck dachten wir uns und tatsaechlich schmeckte es auch gar nicht mal schlecht.

Die Cu Chi Tunnel sind eine Anlage aus dem zurueckliegenden Vietnamkrieg in denen die Freiheitskaempfer der Cu Chi ein imposantes Netz aus schmalen unterirdischen Kriechgaengen geschaffen haben, um wie Hasen urploetzlich vor den westlichen Angreifern fliehen und aus deren Hinterhalt wieder angreifen zu koennen. Noch heute existieren Teile dieser Tunnelanlagen in drei Ebenen mit ihren unterirdischen Lazaretten, Mannschaftsquartieren und Offiziersbueros und sind von Touris begehbar. Ein kurzer Dokumentarfilm, welcher von seiner Machart an die Propagandafilme der DDR erinnerte, bereite auf die winzigen Gaenge vor, die so eng in Lehm und Stein geschlagen waren, dass die "boesen Amis" dort haufig stecken blieben. Ueber und ueber waren diese labyrinte mit Trittfallen und aehnlich bestialischem ausgestattet, so dass jeder falsche Schritt verhaengnisvoll war. Der Besuch der Cu Chi Tunnel hat uns sehr beeindruckt, wenn auch in einem nachdenklichen, abgestossenem Sinne. Die physische Erfahrung des durch die engen, dunklen, nasskalten Tunnelkriechens mit all den Insekten und Fledermaeusen dort unten, loeste in Anne erste klaustrophobische Symptome aus. Ein extremes Erlebnis.

Noch immer voellig eingenommen von den Eindruecken des Tunnelsystems hatten wir wieder an der Oberflaeche ein zoologisches Erlebnis besonderer Art. Eine gruenblaue Babschlange mit Gelb erweckte unsere Aufmerksamkeit, als sie ihren gut zehn Zentimeter langen Koerper zwischen den Fuessen eines zweiten Touristenpaerchens schlaengelte. Sofort sprangen die Einheimischen mit einem schreckverzogenen Gesicht beiseite, die Augen starr auf dieses niedliche Ding gerichtet. Der Touri ueber der Schlange ueberlegte wohl noch, ob er seine Kamera rausholen sollte und wir alle dachten die einheimischen Guides spielten uns mal wieder einen Streich mit ihrem Getue. Naja, die niedliche kleine Schlange stellte sich als die giftigste Schlange des vietnamesichen Urwalds heraus, deren schmerzhafter Biss innerhalb von wenigen Minuten zum Tod fuehrt. *schluck* Sekunden spaeter verschwand die Schlange auf akrobatische Weise in einem zwei Zentimeter Durchmesser messenden Loch in einer niedrigen Mauer neben uns. Der Weg zurueck zum Buss durch den dichten Wald wurde von einer huebschen kleinen Paranoia unsererseits aufgewertet.

Saigon ist eine grossartige Stadt und wir fragten uns, was wohl der naechste Tag fuer uns bereit halten wuerde, an dem wir naemlich gen Westen Richtung Kambodscha aufbrechen wollten. Heute nacht jedenfalls konnten wir erstmal gut und tief und fest (ein)schlafen.

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23 März 2007

Nha Trang - Endlich wieder Meeresluft


Nha Trang - Zwischenstopp vor Saigon
Nha Trang (ausgesprochen in etwa Nja Tschang mit weichem sch) war ein mehr oder minder kurzfristig von uns eingeplanter Zwischenstopp vor Saigon. Das Meer fehlte uns mittlerweile sehr und Nha Trang galt in Vietnam als beliebtes Ziel fuer Badeurlauber. Reike meinte, in Nha Trang fuehlte er sich erstmals vollends routiniert mit den Umstaenden, welche die Ankunft in eine neuer Stadt an diesem Ende der Welt fuer uns Backpacker bedeutete. In unserem Lonely Planet verschafften wir uns noch vor Ankunft im Zug einen groben Ueberblick ueber die Stadt, ihren Aufbau, die Uebernachtungsmoeglichkeiten etc. Wir beschlossen auch, dass uns die nervigen Fahrer- und Verkaeuferherrschaaren, die wie Geier auf den Haufen Touris einpickten, welche jeder neu einfahrende Zug ausspucken wuerde, nicht die Laune verderben sollten. Ein dicht mit Hostels bestueckter Stadtteil schien in Fussmarschreichweite vom Bahnhof und so hielten wir mit zwei bis drei Dutzend TukTuk-Fahrern seichte Konversation auf frisch gelerntem Vietnamesisch, was sich im wesentlichen auf "Kong gammon, die boh!" beschraenkte. Das bedeutet: Nein danke, ich/wir gehe(n)! Zu unserem Erstaunen waren die TukTuk-Jungs hoch entzueckt, dass Farangs etwas auf ihrer Sprache sagten. Wir ernten daher ein Laecheln nach dem anderen, das uebliche, minutenlange Abwimmelprozedere blieb aus und unsere Laune stieg nochmals.

Unsere Ansprueche an ein Zimmer waren auch diesmal begrenzt auf ein sauberes Bett mit sauberem Bad zu moeglichst niedrigem Preis, und so begnuegten wir uns recht bald mit einem doppelten Doppelzimmer zum einfachen Preis ohne Charm. Wie immer zogen wir bei Betreten der Haeuser unsere Schuhe aus. Dies nicht zu tun bedeutet in den meisten Faellen hier in Suedostasien eine grobe Beleidigung. Unsere Boots auszuziehen (erst nach Ablegen unserer schweren Rucksaecke schluepfen wir in der Regel in die luftigen FlipFlops) erntet wiederum regelmaessig Schmunzler ueber die Fussmode von uns Farangs. Den Abend liessen wir mit einem Spaziergang zum nahen Strand ausklingen. Endlich! Das erste mal Meer seit zu Hause. Klare tuerkise See, auf den weissen Palmenstrand zuschaeumend. Mit dem Strand in Warnemuende konnte der Sand zwar erwartungsgemaess nicht mithalten, die Kulisse war dennoch traumhaft. Und so beobachteten wir bis zum Sonnenuntergang Einheimische und Urlauber, die entgegen der Brandungsstroemung viel zu unentschlossen vergeblich versuchten, ueber die erste Welle hinaus ins Wasser zu gelangen.

Tauchplaene
Auf unserem Rueckweg ins Zimmer machten wir spontan an einem Tauchshop Halt. Von dem deutschstaemmigen Tauchlehrer Jens liessen wir uns das Ausbildungsprinzip zum Taucher erklaeren, mit dessen Scheinerlangung wir bereits in Deutschland liebaeugelten. Die Vorstellung, nicht viermal Neptunschwimmhalle und einmal Ostsee, sondern zweimal Pool und dreimal offenes, glasklares tropisches Meer zu besseren als den heimischen Preisen, floesste uns beiden jeweils einen Schwall vorfreudiger Begeisterung ein, den wir auch die naechsten Wochen nicht mehr ablegen sollten. Wir wussten jedoch, unser Ticket nach Saigon fuer die Nacht darauf war bereits gekauft.

Cocktailparty
Es war ein Tag vor Reikes Geburtstag uns so beschlossen wir, erstmals waehrend unserer Weltreise die lokalen Cocktailqualitaeten unter die Lupe zu nehmen. "Mhh, lecker!", meinte Anne mit einem Schmunzeln zu Reike. Der allerdings war beschaeftigt, seine just entgleisten Gesichtszuege wieder auf Kurs zu bringen. Brausepulver mit Sirup und Sprite, das ganze bei knapp unter 30 Grad weil Eis nicht auf unserer persoenlichen Speisekarte stand. "Ja, mhh, lecker!", entgegnete Reike. Das verirrte Treiben einer fetten Ratte unter den Tischen der Gaeste lenkte uns gluecklicherweise hin und wieder vom Geschmack der Drinks ab. Schmunzelnd sprachen wir uns gegenseitig Mut zu, bis nur noch der Niedeschlag aus Zucker im Glas war.

Bootsausflug aufs Suedchinesische Meer
Fuer den naechsten Tag nahmen wir uns einen Bootsausflug vor, um unserem Zwischenstopp an einer Stadt am Meer auch die beabsichtigte Urlaubswirkung abzuringen. Urlaub vom Urlaub. Bei diesem Gedanken muss man schon schmunzeln, sich langfristig aber ebenso seine Kraefte einteilen. Am Morgen des 23. Maerz brachte uns ein Kleinbus zum Boot, das uns hinauf aufs Suedchinesische Meer nahm. In dem Paket war der Besuch von drei Inseln vor der Kueste von Nha Trangs, einem Aquariums sowie einem schwimmenden Fischerdorf inbegriffen. Wir konnten uns noch nicht allzuviel darunter vorstellen. Es war ein bewoelkter, dennoch freundlicher Tag bei milden 25 Grad Celsius. Das Wasser war sehr klar und Reike packte die erste Gelegenheit bei Schopfe, um sich selbst mit komplettem Schnorchelset ins Meer zu verfrachten. Auch ohne staendig beschlagene Taucherbrille war klar, dass die Unterwasserwelt hier kaum an unsere Eindruecke von Mallorca heranreichen wuerden. Um so bunter ging es auf Deck zu. Die eine Haelfte der Crew baute Schlagzeug, Gitarre und Mikrofon auf, um zum hier so beliebten Karaoke anzustimmen, waehrend in der Kombuese die andere Crewhaelfte aus Drachenfrucht, Sternfrucht, Annanas, Wasserapfel und Co ein fruchtiges Erfrischungsbueffet vorbereiteten. Von der Stimmung des singenden und tanzenden Kapitaens - einem Entertainer vor dem Herren - angesteckt, schunkelte bald das ganze Schiff und Anne und Reike liessen es sich nicht nehmen "Postman" zur Livebegleitung zum Besten zu geben.

Quynh und Nik
Das Mic gaben wir direkt weiter an Quynh und Nik, einem deutschen Paerchen, das ebenso Urlaub machte. Wir verstanden uns sofort sehr gut, kamen ins Schnattern und verabredeten uns fuer spaeter zum "Suessigkeiten essen". Quynh besuchte ihre Familie in Vietnam, die sich dort zu einer Hochzeit einfand. Es war klasse, denn sie verriet uns viel Spannendes ueber das Leben und die Kultur in Vietnam und loeste so manche unserer Fragen auf. Das Suessigkeiten essen muss man sich folgender Massen vorstellen: In vielen vielen Toepfchen werden verschiedenste suesse Suppen aus wilden Zusammenstellungen von Kokusmilch, Mungobohnen, Reismehl, Suesskartoffeln und allerhand buntem gallertartigem Allerlei gebraut und anschliessen - nach eigenen Wuenschen gemischt - in Bechern aufgefuellt mit mit zerstossenem Eis und Kokusmilch serviert.

Geduscht und gestriegelt trafen wir die beiden sowie Cousinen und Freunde von Quynh spaeter auf einem Nachtmarkt. Wir erzaehlten ueber unsere Plaene, nach Saigon weiterzureisen und voellig ueberraschend boten sie uns an, sie dort fuer eine Nacht oder so zu besuchen, uns gemeinsam Saigon anzuschauen. Also tauschten wir Nummer und Homepagename aus. Anne und Nik bestaunten eine weitere Gemeinsamkeit. Ihren bestialischen Sonnenbrand. Sie hatten einen aehnlichen Hauttyp, und obwohl der Zeitraum zwischen dem ueberraschenden durch die Wolken Brechen der Sonne und der schuetzenden Kombi aus Sunblocker und Kleidung nur Minuten dauerte, sahen beide wie Schattenmorellen aus, die etwas hoeher hingen, als die Arme der Kinder in spaeten Sommern reichen: Knallrot. Der Abend klang bei Suppe nahe dem Bahnhof aus, zu dem uns unsere neuen Freunde per Moped brachten, bevor sich kurz vor Mitternacht unser Zug nach Saigon mit Stoenen und Pfeifen auf Gleis 4C schob. Ein maechtig schoener Abend! Und ein toller Geburtstag.

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22 März 2007

Hue - Zentralvietnam


Der TukTuk-Mafia zum Trotz
Wir hatten von anderen Backpackern unterwegs gehoert, dass die Vietnamesen ein etwas anstrengendes Voelckchen seien und so verwunderte es uns nicht allzu sehr, dass wir vom Bus mitten auf einer Schnellstrasse, ungefaehr 13 km entfernt von Hue rausgeschmissen wurden. Sofort belagerten uns ein Dutzend TukTuk-Fahrer, aber diesmal mit Motoraedern. Uns blieb es bis zum Schluss ein Raetsel, wie sie sich gedacht hatten uns und unsere Rucksaecke auf ihren klapprigen Zweiraedern zu transportieren. Jedenfalls schlossen wir beide Wetten ab, wie lange es dauern wuerde, unsere ungebetenen Gaeste abzuwimmeln. Wir liefen die dicht befahrene Strasse Richtung Hue entlang und die beiden TukTuk-Fahrer klebten stolze 28 Minuten an unseren Fersen. Reike hatte mit seinen 25 Minuten besser getippt als Anne und sich somit eine Rueckenmassage verdient. (Reike im Hinterrund: "He, hab ich die nicht noch offen?!")

Hue - Lecker Becker und andere Eindruecke
Die Mittagssonne brannte auf der Haut und wir beschlossen ein Taxi in die Stadt zu nehmen. Gleich bei unserer Ankunft auf einer kleinen romantischen Bruecke an alten Stadtmauern gelegen, wussten wir, dass wir diesen Ort sehr moegen wuerden. Spaetestens als wir auf der Suche nach einem Hotel am leckersten Baecker der Welt vorbeischlenderten waren wir in Hue verliebt. Gleich gegenueber eines riesigen Plakates zu Ehren des vietnamesischen Kommunismus, gab es hier die verschiedensten Teigwaren mit mehr und weniger bekannter Fuellung: Gelee, Hackfleisch, Kaese, Schokolade und Bohnen sind nur eine kleine Auswahl dessen. Eine solch stolze Auswahl hatte nicht einmal der heimatliche Kapitalismus produzieren koennen. Das Beste war, dass jede Leckerei nur 2000 Dong kostete, was in etwa 10 Eurocent sind. Wir haben uns gleich 2 Tueten einpacken lassen und es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir uns unter dem Vorwand nochmal in das Viertel zu muessen, um verschiedenste Dinge zu besorgen, an diesem Baecker vorbeischlichen. Einer dieser "Vorwaende" brachte uns auf einen Frischmarkt, auf dem wir Obst, Fisch und Fleisch in Formen und Farben bestaunen konnten, die uns wie aus einem Buch fuer exotisches Kochen vorkamen. Die kleinen Tropfen des stetigen Nieselns liessen alles sogar noch um Klassen frischer aussehen.

Hue ist eine aufgeraeumte Stadt an der Kueste Zentralvietnams, an der Einwohnerzahl vergleichbar mit Rostock. Unser Stadtbild wurde durch den Fluss, der die Stadt teilte, zwei ihn ueberspannende Bruecken, die akribisch gepflegten Parkanlagen entlang des Flusses und vielerlei Strassenhandwerk und -kuechen gepraegt. Vietnam wirkte so praechtig und so wenig staubig im Vergleich zu Laos. Am Abend unter unserem Himmelbett-Moskitonetz und dem Ventilator auf der hoechsten Stufe planten wir voller Vorfreude unseren Ausflug zur Citadel, der verbotenen Stadt. Als wir am Morgen die Augen aufschlugen, regnete es in Stroemen. Wir konnten es nicht glauben. Nach Wochen in voelliger Duerre, ganz unerwartet endlich Abkuehlung. Wir freuten uns riesig und Anne bemerkte recht schnell, dass sie in ihrem Vorhaben, den Rucksack so leicht wie moeglich zu packen, nicht an Regensachen gedacht hatte. So schluepfte sie in Reikes viel zu grosse Jeans und der Tag konnte beginnen. Zuerst einmal wurden unsere Boots ausgiebig auf Wasserfestigkeit getestet. Und so sprangen wir von Pfuetze zu Pfuetze und freuten uns ueber den guten Kauf.

Die Verbotene Stadt
Die Citadel lag am anderen Ende der Stadt. Also mussten zwei von den Regencapes her, die von allen Einheimischen auf Ihren Fahrraedern, Motoraedern und zu Fuss getragen wurden. Wir entschieden uns im Hinblick auf die wahrscheinlich folgenden heissen Tage fuer die billige Variante und kauften zwei Regencapes, die eher wie umfunktionierte Muelltueten wirkten. Die Aermel gingen uns bis in die Armbeugen und das war nicht das erste Mal, dass uns klar wurde, dass wir Europaeer einfach zu gross und klobig fuer die asiatische Welt sind. Auch Flip Flops fuer Reike in Schuhgroesse 46 zu finden stellte sich spaeter als echtes Abenteuer heraus. Die Verkauferinnen auf dem Wochenmarkt konnten ihr Erstaunen nicht verbergen und brachen nicht selten in schallendes Gelaechter aus, wenn sie auf Reikes Fuesse schauten. Er wurde somit zur Attraktion des Tages und die Nachfrage nach Schuhen in Groesse 46 verbreitete sich wie ein Lauffeuer auf dem Markt und alle liefen herbei, um den Europaer mit den riesigen Fuessen zu sehen. Natuerlich wollten ihn auch alle in Schuhgroesse 43 pressen, die oftmals das Maximum der im Lager verfuegbaren Schuhe war und obwohl die Haxe und Ferse rausquillten, passten die Schuhe ihrer Ansicht nach perfekt.

Der Ausflug zur Citadel beeindruckte uns gleich am Eingang mit einen prall gefuellten Teich voller orange leuchtender Kois. So fette Fische hatten wir schon lang nicht mehr gesehen. Sie waren von den Touristen und dem Futter, das es zu kaufen gab, ordentlich gemestet. Wir warfen kleine Steinchen und freuten uns ueber das wilde Getuemmel unter der Wasseroberflaeche. Die Anlage war herrlich und die verzweigten Tempelanlagen erstreckten sich ueber ein weites Areal voller saftiger Rasenflaechen, Palmen und uralter Baeume.

Zug verpasst - ab ins Luxushotel
Wir entschieden uns, von Hue aus den Nachtzug in das suedlicher gelegene Nha Trang zu nehmen. Das erste Mal hatte uns das Glueck verlassen und der Zug war bereits ausgebucht, als wir bepackt am Ticketschalter standen. Da es immer noch regnete, wollten wir nicht zu Fuss nach einer geigneten Nachtstaette suchen und liessen uns mit der Rikscha fahren. Der arme Mann hatte ganz schoen zu strampeln: Anne ganz hinten im Sitz (und fast auf der Gabel des Fahrers), vor Ihr sass Reike und davor die beiden Rucksaecke. Die Fahrt, so zusammengekuschelt, war super und der Fahrer liess uns nicht aussteigen bis wir ungefaehr fuenf Zentimeter vor der Rezeption in unserem Wunschhotel ankamen. Was fuer ein Service. Fuer rund einen Euro.

Das Hotel hatte verschiedene Preisklassen. Wir sahen ein Zimmer fuer sieben Euro und eins fuer 12 Euro. Da wir ja noch enttaeuscht waren von der verpassten Zugfahrt dachten wir, sich das Luxuszimmer zu goennen waere die angemessene Entschaedigung. Und das war sie auch. Wir hatten Klimaanlage, Fernseher, edel gedrechselten Hartholzmoebeln und PC mit Internet im Zimmer. Zwei riesige Fenster zu beiden Seiten mit Blick ueber die Stadt und einen Eckbalkon mit eigenem Baeumchen. Wir genossen diesen Luxusausflug in vollen Zuegen und kroenten den Aufenthalt mit einem Fruehstueck ans Bett, bevor wir am 22. Maerz aufbrachen um noch mehr von Vietnam, diesem schoenen Land zu erfahren.

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18 März 2007

Good Morning, Vietnam


Auf zum naechsten Land! Nachdem wir Thailand folgend nun auch Laos besucht haben und dabei leider den hohen Norden um Luang Prabang auslassen mussten, wollten wir nun schliesslich nach Vietnam aufbrechen. Der Weg sollte uns zurueck ans andere Ufer des Mekong, von dort ueber Pakxe nach Savannakhet und schliesslich am Grenzuebergang Lao-Bao hinein nach Vietnam. Die Bus-, Zug- und Tuk-Tuk haben sich mehrfach schon als extreme spannender Teil unserer Reise herausgestellt. Nirgends sonst rauscht das jeweilige Land in so vielen Facetten wie ein Stummfilm jedoch in praechtigen Farben an einem Vorbei, wie bei einem Blick aus dem fahrenden Fenster. Und selten sonst wird der Kontakt zu Einheimischen so eng, vorausgesetzt man verzichtet auf den Luxus der zweiten Klasse und aufwaerts.

Auch hier fuer uns schon bekannte Erfahrungen: Das faszinierte Starren der Leute auf Annes blondes Haar, das gelegentliche ungenierte uns Beruehren wollen, wie einen Geist oder einen Schornsteinfeger. Huehnerkeulen, Klebreis in Bambushuelsen und weit weniger leicht identifizierbare Nahrung, die bei jedem nochsokleinen Stopp durchs Fenster gereicht werden. Die Bedeutungslosigkeit von Zeitangaben. Der Einfallsreichtum der Fahrer beim Zusammenflicken Ihres Arbeitsgefaehrts. Die Hupen-und-dann-wirds-schon-passen-Fahrmentalitaet. Und immer wieder kommen auch neue, tolle und bunte Eindruecke hinzu, die unsere Kiefer regelmaessig vor Staunen ungehemmt der Schwerkraft ausliefern. Da warden Pickups bis auf das dreifache ihrer Hoehe bestapelt als Lastentaxi genutzt. Familien machen zu viert oder fuenft Ausfluege auf Mopeds, manche mit und manche ohne Haustiere. Alles moegliche wird auf Daechern von PKW und Kleintransportern oder Bussen transportiert. So hielt das Dach eines ohnehin schon vollgepfropften Minivans einmal eine schwere Kawasaki auf seinem Dach. Und weil es an Strippen zur Befestigung fehlte, sass die ganze Fahrt ueber jemand auf der Maschine und hielt sie mit den Fuessen im Gleichgewicht.

Und so erstaunte es uns nicht weiter, als man unseren Anschlussbus von Savannakhet nach Hue mit Tonnen an wild zusammengewuerfelter Ladung bis zur Oberkante Unterlippe hin volludt. Irgendwo dazwischen fanden auch wir ein mauschiges Plaetzchen. Das ganze fuer 12 Euro pro Person. Den Anstrengungen der abenteuerlichen Fahrweise unseres Busfahrers durch den als gefaehrlich geltenden Gebirgspass nach Lao-Bao entgingen wir, indem wir uns in den Schlaf pressten. Nach zwei Stunden Fahrt war dann gegen Mitternacht kurz vor der Grenze allerdings ersteinmal Schluss. Die Haelfte der Passagiere samt Crew verliessen den Bus fluchtartig ins Nirgendwo, die andere Haelfte einschliesslich uns blickte voellig verdutzt drein. Es dauerte um die sechs Stunden, bis sich die Mannschaft wieder im Bus einfand, um die Fahrt fortzusetzen. Spaeter fiel uns ein, dass die Grenzposten wohl erst morgens wieder ihren Dienst aufnehmen wuerden. Nur hatte uns irgendwie eben niemand informiert. Nun sind wir schlauer. Seitdem vermeiden wir wo es geht Nachtbusse ueber die Grenze.


Die ersten Bilder, die unsere mueden, von der aufgehenden Sonne geweckten Blicke empfingen, waren die von saftigem, weiten Gruen. So gruen, das man reinbeissen wollte. Ueppige Vegetation ueberzog die Berge im Hintergrund. Kraeftiger Reis fuellte die Feldterassen bis an die Haenge. Mit der Laender- hatten wir auch eine Klimagrenze ueberschritten.

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